Die Fachberatung informiert im Herbst

(Garten)Fachberatung

Die Fachberatung informiert im Herbst



Ein heißer, zu trockener Sommer neigt sich dem Ende zu, der Herbst meldet sich langsam an.
Für viele Kleingärtner beginnt nun die Zeit, um den Garten „winterfest“ zu machen.

Doch muss man das überhaupt machen? Und was bedeutet „winterfest“ in Zeiten des Klimawandels und der wenigen Lebensräume, die unseren heimischen Tieren und Insekten noch geblieben sind?
Darüber will dieser Newsletter ein wenig informieren, ebenso gibt es noch ein paar wichtige Infos zum Heckenschnitt.

„Hammwa immer so gemacht, machen wir auch weiter so“- kennen wir den Spruch nicht alle? Aber ist er noch zeitgemäß in Zeiten, die so viel Veränderung mit sich bringen? Nein!

Früher wurden Hecken zum Herbst hin kurz geschnitten, verblühtes wurde entfernt, der Garten musste in eine nackte, ordentliche und aufgeräumte Fläche umgewandelt werden- möglichst ohne Gestrüpp, ohne vertrocknete Blüten, mit einem sauber „abgesaugten“ 4cm Rasen.

Und warum heute nicht mehr?
Weil wir damit systematisch wichtige Lebensräume zerstört haben und unser eigenes Ökosystem massiv durcheinander gebracht haben. Tiere brauchen im Winter Rückzugsmöglichkeiten, Insekten brauchen Überwinterungsplätze. Je weniger wir ihnen davon zur Verfügung stellen, desto weniger ausgewogen ist die Kleingartenanlage. Das beginnt mit der Schneckenplage, weil ihre natürlichen Feinde abwandern und geht über fehlende Nützlinge bis hin zu den Singvögeln, die mangels Insektenangebot ihre ursprünglichen Lebensräume verlassen.

Im Herbst können Grenzgebiete zu den Nachbarn gepflegt werden, der Heckenschnitt kann vollzogen werden und Pflanzen können vor Frost geschützt werden (bzw. vor der Sonne). Lasst den Tieren ansonsten einen „unaufgeräumten“ Garten und geht das säubern, beschneiden und aufsammeln von abgestorbenen Pflanzenresten erst im folgenden März/ April an. So schaffen wir mit weniger Arbeit einen vielfältigeren Lebensraum und locken auch langfristig wieder mehr heimische Singvögel zu uns in die Anlage, weil sie im Winter noch etwas zu fressen finden und Insekten wieder ein Anreiz geboten wird, in unseren Gärten zu überwintern.

Oft nehme ich auch wahr, dass über die Hecken geschimpft wird. „Am besten wegmachen“, „Warum so viele Hecken?“ oder auch „Da muss immer so viel geschnitten werden“.
Hecken bieten jedoch alles, was viele unserer heimischen Tiere benötigen: Futter, Rückzugsort, Überwinterungsort und Nistplatz. Je mehr Insekten im Garten überwintern, desto mehr freuen sich die Singvögel während der Brutzeit. Und: Jede Hecke, die blühen und fruchten darf ist eine echte Wertsteigerung für uns alle, insbesondere für die Tiere. Alleine der Liguster, vorausgesetzt er darf fruchten, bietet über 40 Tier- und Insektenarten Nahrung und „Unterkunft“ (allerdings ist Liguster auch schnell wachsend, das sollte berücksichtigt werden).

Wir müssen unsere Hecken übrigens so oft schneiden, weil wir oft die falschen Hecken gepflanzt haben oder ihnen zu wenig Platz lassen. Kirschlorbeer wächst schnell und bietet ebenso schnellen Sichtschutz- er hört aber nun einmal nicht auf zu wachsen, muss immer wieder im Zaum gehalten werden und ist zudem nicht heimisch. Kurz gesagt ist Kirschlorbeer eine der nutzlosesten Pflanzen in einem Garten.
Langsam wachsende, heimische Heckenpflanzen ersparen dem Kleingärtner eine Menge unnützer Arbeit. Wenn dann noch die zu erwartende Größe der Pflanze berücksichtigt wird (das funktioniert nicht auf jeder Parzelle) kann man mit entsprechenden Pflanzabständen dafür sorgen, dass eine Hecke in jedem Jahr nur minimal beigeschnitten und nicht komplett beschnitten werden muss. Die Früchte können- je nach Art- auch genutzt werden oder sie verbleiben als Futter über den Winter an der Pflanze.

Ein wenig rechtliches zu diesem Thema muss leider auch sein:
§ 39 Abs. 5 Nr. 2 BNatschG sieht für die Zeit vom 1. März bis zum 30. September ein Rückschnittverbot für Hecken vor (Schonzeit). Ausgenommen hiervon sind schonende Form- und Pflegeschnitte zur Beseitigung des Zuwachses der Pflanzen oder zur Gesunderhaltung. Während nämlich im Frühjahr und Sommer das radikale Heckeschneiden verboten ist, dürfen Gärtner durchaus für einen kleinen Formschnitt zur Schere greifen. Offiziell liegt der Zeitraum für Heckenschnitt daher zwischen Anfang Oktober und dem Ende Februar. Unter Berücksichtigung der natürlichen Wachstumsphasen werden folgende Zeiträume für den Heckenschnitt empfohlen:

Februar-März: großer bzw. starker Rückschnitt    März-September: leichter Formschnitt    Oktober-Februar: radikaler Rückschnitt

Was bedeutet das?

Bei einem radikalen Rückschnitt werden alle Triebe der Hecke bis auf den dicksten Stamm entfernt. Dort sprießen dann im nächsten Frühjahr neue Äste. Besonders empfiehlt sich ein radikaler Rückschnitt bei Hecken, die lange nicht gepflegt wurden und völlig außer Form geraten sind. Aber auch bei vielen kahlen Stellen kann ein „auf den Stock setzen“ der Hecken helfen. Denn nach dem Rückschnitt können die jungen Triebe dichter wachsen. Zudem kann durch regelmäßigen Formschnitt kahlen Stellen entgegengewirkt werden. „Auch in dem vom Bundesnaturschutzgesetz festgeschriebenen Zeitraum zum Heckenschnitt muss die Hecke unbedingt auf kleine Tiere wie Vögel oder Igel kontrolliert werden.

Wirken einige Triebe der Hecke krank oder gar abgestorben, können diese in einem großen bzw. starken Rückschnitt entfernt werden. Ebenfalls spricht man von einem großen Heckenschnitt, wenn die Hecke im Frühjahr auf die gewünschte oder ggf. nachbarrechtlich zulässige Höhe und Breite zurückgeschnitten wird. Allerdings werden hier im Gegensatz zum radikalen Rückschnitt immer nur einzelne Triebe beschnitten.

Der Formschnitt einer Hecke ist ein Pflegeschnitt. Er sorgt dafür, dass die Hecke in Form bleibt. Dabei werden nur vereinzelte Triebe gestutzt. Zulässig ist ein Formschnitt über das ganze Jahr hinweg. Allerdings ist der beste Zeitpunkt im Frühsommer nach dem Ende der Hauptwachstumsphase.

Der Formschnitt in seiner Definition wird bei uns in der Anlage nicht von allen eingehalten. Oft wird die Hecke auch zwischen dem 1. März- 30. September zu stark zurück geschnitten. Das ist falsch und kann sogar Bußgelder nach sich ziehen. Darauf gehe ich hier aber nicht näher ein, ich vertraue auf unseren gesunden Menschenverstand.

Sinnvoll ist in jedem Fall, eine Hecke nicht innerhalb eines Jahres komplett auf den Stock zu setzen, sondern dies besser auf mehrere Jahre zu verteilen.
Ein Beispiel:
Gartenfreund Fritz hat eine 8m lange Hecke, deren Stämme mittlerweile nicht mehr mit der Heckenschere geschnitten werden können. Deshalb wird die Hecke jedes Jahr ein paar Zentimeter höher. Mittlerweile ist sie 1,80m hoch und entspricht schon lange nicht mehr den Vorgaben nach dem Bundeskleingartengesetz. Es empfiehlt sich nun, jedes Jahr 2-3m der Hecke auf den Stock zu setzen. So entsteht nur eine kleine Lücke, der Lebensraum bleibt erhalten und die Hecke kann mit dünnen Ästen wieder besser in Form gehalten werden. Nach drei Jahren ist die gesamte Hecke einmal komplett gekürzt worden, aber die Natur hat keinen Schaden genommen und die Arbeit hielt sich auch für Fritz in Grenzen.
Dies wünsche ich mir als Fachberatung auch für die Hecken der Gemeinschaftsflächen, natürlich in etwas größerem Umfang. Bei einer 50 Meter langen Hecke können im ersten Jahr ruhig 10 Meter auf Stock gesetzt werden, der Rest wird nur so beschnitten, wie es mit der Heckenschere möglich ist. Im 2. Jahr die nächsten 10 Meter usw… Nach 5 Jahren fängt man ggf. wieder von vorn an oder hat ein Jahr Pause.

Wenn dann noch bei Neupflanzungen die Pflanz- und Grenzabstände eingehalten werden kann sich eine ausgesprochen natürliche Hecke entwickeln, die nicht quadratisch- praktisch daher kommt, sondern locker, luftig und natürlich.
Die beste Beratung bieten hier Baumschulen und Gärtnereien. Langsam wachsend, von Natur aus eher niedrig bleibend und heimisch- mit diesen Voraussetzungen können neu gepflanzte Hecken auch langfristig blühen und Früchte tragen.
Berechnet dazu einfach den Platz, den Ihr Eurer Hecke zur Verfügung stellen könnt und geht mit diesen Angaben zur Beratung in die Baumschule/ Gärtnerei. Schnell wachsende Heckenpflanzen wachsen nach ein paar Jahren nicht langsamer und das führt nur zu unnötiger Arbeit für uns als Gärtnerinnen und Gärtner! Eine gute Planung schafft langfristig eine tiefe Zufriedenheit und macht viel weniger Arbeit.

Wer Fragen hat, kann sich gerne mit mir in Verbindung setzen.

Buchtipps:

Hecken – Lebensräume in Garten und Landschaft: Ökologie, Artenvielfalt, Praxis
Mehr Platz für den Spatz!: Spatzen erleben, verstehen, schützen.

beide Bücher von Uwe Westphal

Köstliches von Hecken und Sträuchern: bestimmen, sammeln und zubereiten (Natur & Genuss)
von Markus Strauß

Grüne Grüße und einen entspannten Herbst wünscht Euch
die Andrea