Sondernewsletter der Fachberatung

(Garten)Fachberatung

Liebe Gartenfreundin,
Lieber Gartenfreund,


Der Krieg in der Ukraine wird auch für uns Auswirkungen haben.
Hohe Spritkosten, ein zu erwartender Engpass bei einigen Lebensmitteln, insgesamt höhere Energie- und Lebenshaltungskosten sind teilweise jetzt schon spürbar.

Jetzt ist die beste Zeit, in der Du für dieses Jahr vorsorgen und einiges an Geld sparen kannst. Dein Garten dient ja in erster Linie zur Selbstversorgung, hiermit möchte die Fachberatung einige Tipps geben, für nähere Informationen kannst Du mich gern kontaktieren oder die Informationsveranstaltungen besuchen:

1. Der Getreideanbau im Kleingarten rentiert sich in der Regel leider nicht. Zur Selbstversorgung wären bereits maschinelle Hilfsmittel nötig, um die Ernte entsprechend weiter zu verarbeiten. Bei Weizen ist z.B. pro qm mit einem Ertrag von 500- 1000g Weizen zu rechnen, allerdings mit Spelz. Wer daheim über eine Getreidemühle oder ein entsprechendes Gerät verfügt, kann bei Engpässen auf Getreidekörner zurück greifen und selbst mahlen. Mühlen bieten oft Großgebinde an, hier sind eine trockene, dichte Lagerung und eine regelmäßige Kontrolle auf Schädlinge sehr wichtig.

2. Setze auf Pflanzen, die sich gut konservieren lassen: einfrieren, einkochen, einmachen, dörren, einlegen, fermentieren, entsaften… aber achte darauf, dass Du nur das konservierst, was Du auch gerne isst/ magst und dass Du auf eine gute Aleitung zurück greifst, damit das Eingemachte auch die entsprechende Haltbarkeit hat.

3. Tee und Gewürze lassen sich sehr gut im Kleingarten als Jahresverbrauch anbauen: echte Kamille, Salbei, Teefenchel, Petersilie, Schnittlauch, Koriander, Oregano, Rosmarin, Minze (im Kübel!), Basilikum, Dill und Thymian gehören zu den Klassikern und bilden einen guten Grundstock.

4. Kohl gehört zu den Starkzehrern und benötigt einen wirklich nährstoffreichen Boden. Auch benötigt er verhältnismäßig viel Platz. Dafür kann er noch sehr spät im Jahr geerntet werden, Rosenkohl und Grünkohl gelten ebenso als Wintergemüse.

5. Salat, insbesondere Schnitt- und Pflücksalat sowie Rucola, sind schnellwüchsig und können bereits nach 6-8 Wochen zum ersten Mal beerntet werden. Bleibt das Herz erhalten, können Schnitt- und Pflücksalate mehrfach abgeerntet werden.

6. Bei Bohnen kann die letzte Ernte an der Pflanze verbleiben und die Samen können dort an Ort und Stelle trocknen. Im späten Herbst können diese geerntet werden. Verwendung dann wie Trockenbohnen, vorher auf Schädlingsbefall kontrollieren (kleine Löcher in der Bohne deuten auf den Bohnenkäfer hin).

7. Bei Kartoffeln möglichst auf resistente Sorten setzen (die Krautfäule an Kartoffeln ist für die Braunfäule an Tomaten verantwortlich!). Supermarktkartoffeln aus konventionellem Anbau sollten vermieden werden, gekeimte Biokartoffeln können ausprobiert werden. Besser sind immer Pflanzkartoffeln, die Sortenbeschreibung hilft dabei, auch gute Lagerkartoffeln zu finden. Zur Lagerung ist es erforderlich, den richtigen Erntezeitpunkt zu wählen: Die Schale darf nicht mehr mit dem Finger ablösbar sein!

8. Wurzelgemüse benötigt in der Regel auch einen gut gedüngten, eher lockeren Boden. Nehme bei Unsicherheit eine Bodenprobe vor (Informationen darüber bietet das Internet). Auf schwerem, noch weitestgehend neuen Feldern kann der Anbau in unserer Anlage schwierig werden, weil hier vorwiegend schwerer Boden besteht. Es stellt sich dann die Frage, ob der Nutzen den Aufwand überwiegt.

9. Die Klassiker im Kleingarten können sehr gut haltbar gemacht werden:
Tomaten können getrocknet, püriert und eingefroren sowie als Soßen/ Suppen eingekocht werden.
Gurken können eingelegt werden oder als Relish zubereitet werden (vorher Bitterprobe machen, gilt auch für Zucchini, bittere Früchte NICHT weiter verwenden: Giftige Cucurbitacinen).
Salate lassen sich, je nach Sorte, fast das ganze Jahr anbauen, im Winter bietet sich im Frühbeet oder im Kaltgewächshaus Winterportulak an, zu den späten Sorten gehören Wintersalate und der Feldsalat.
Kürbisse haben eine recht lange Haltbarkeit. Fast alle Gemüsesorten lassen sich einfrieren, manches sollte vorher blanchiert werden, bei Bohnen ist darauf zu achten, dass sie mindestens 10 Minuten gekocht werden, unabhängig vom blanchieren, damit das giftige Phasin durch das kochen zerstört wird, auch gelten bei Bohnen andere Einkochempfehlungen.

10. Spinat kann im Anbau eine Diva sein und nur spärlich wachsen. Wer über eine Bennnesselecke verfügt, kann die Spinaternte mit Brennnesselspitzen ergänzen. Dazu werden bei den Nesseln die Stängel mit den ersten 2-4 Blattpaaren geerntet. Die weitere Verwendung erfolgt wie Spinat, nach dem kochen verliert die Nessel ihre Brennwirkung.

11. Es gibt ausgezeichnete Möglichkeiten, um sein eigenes Sauerkraut herzustellen. Zum Beispiel direkt im Glas, so können auch kleine Mengen konserviert werden und die Gefahr des Verderbens ist geringer. Suche dazu nach gut bewerteten Rezepten für Sauerkraut im Glas.

12. Wenn Du tiefer in das Thema Selbstversorgung einsteigen willst, empfiehlt sich entsprechende Lektüre. Es gibt viele, sehr gute Bücher am Markt, die sich intensiv damit auseinandersetzen. Um einen Überblick zu bekommen, kannst Du auch erst einmal in die Bücherei gehen und dort stöbern. Pro Person rechnet man im Durchschnitt mit 100qm bewirtschafteter Fläche plus Obstbäume/-sträucher für das ganze Jahr, für 2 Personen kann man immerhin 6 Monate bares Geld sparen.

13. Und zum Abschluss noch ein paar allgemeine Tipps:
-Wenn in erster Linie Regenwasser verwendet wird, spart man die Trinkwasserkosten (pro Kubimeter Wasser etwas über 2 Euro). Besser 1x/ Woche ca. 20l/ qm als täglich gießen, so kann die Pflanze tiefe Wurzeln bilden, bei lang anhaltender Trockenheit auch 2x/ Woche. Ausnahmen: Gurken möglichst regelmäßig mit Regenwasser giessen, dieses darf nicht zu kalt sein, empfindliche Jungpflanzen sofort gießen, wenn die Blätter hängen.
Selbst gesäte Pflanzen sind um ein vielfaches günstiger als gekaufte. Qualitativ sollte auf resistente Sorten geachtet werden (insbesondere bei Tomaten). Sie machen zwar mehr „Arbeit“, aber genau das ist ja unser Hobby.
-Viele Pflanzen lassen sich gratis vermehren: Mittels Absenkern, Stecklingen, Steckhölzern oder durch selbst entnommenes Saatgut (letzteres funktioniert nicht mit F1 Saatgut). Einige Stecklinge können einfach in ein Wasserglas gestellt werden, sie bilden dort Wurzeln und können anschließend eingepflanzt werden.
-Nutze die „Biete-Suche-Tausche“– Möglichkeit am Vereinsheim, wenn Du etwas abzugeben hast oder etwas benötigst. Deine Johannisbeere soll weg? Du hast viele Himbeerausläufer? Du hast im Frühjahr zu viele Pflanzen vorgezogen? Biete sie anderen GärtnerInnen an. Ebenso funktioniert dies mit Gartengeräten, aber auch mit Materialien, z.B. altem Spielsand, Steinen, Hölzern o.ä.
Nachhaltigkeit ist günstiger als Neukauf. Geplatzte Kunststoff- Wasserfässer lassen sich z.B. umgedreht (Boden absägen) als Komposter nutzen, lange Äste dienen im Folgejahr (getrocknet) als Pflanzstäbe, ein Häcksler sorgt dafür, dass kaum noch bzw. kein Mulch zugekauft werden muss. Das Internet bietet eine Vielzahl an Upcycling- Ideen, als Suchbegriff einfach die Gegenstände und „Upcycling“ eingeben, ebenso funktionieren „Recycling“ und „DIY“= Do it Yourself für Projekte, die man günstig bis gratis selbst machen kann.

Ich hoffe, dass für Dich der ein- oder andere Tipp hilfreich ist.
Dieser Sondernewsletter wird, weil zu umfangreich, nicht ausgehangen.

Grüne Grüße schickt Euch
die Andrea